Die Paketankunft verzögerte sich um über eine Woche, die zwei Andenpässe die wir vorhatten zu fahren waren noch geschlossen, es war Winterende – Frühlingsanfang und die Freiräumarbeiten auf den Paßstraßen noch nicht zu Ende, die werden erst im Dezember geöffnet. So mußten wir die gesamte Zeit bis zum Beginn der Six Day´s auf chilenischer Seite verbringen und das waren noch 4 Wochen. In La Serena lernten wir Thomas und seine Familie kennen. Er war auch schon total gespannt auf die Enduroweltmeisterschaft, ein großes Event für die Stadt. Thomas hatte Kontakt mit der deutschen Mannschaft aufgenommen, er bot sich als Helfer für organisatorische Dinge vor Ort an. Was das Team allein schon wegen der zu erwartenden Sprachschwierigkeiten gern annahm.
Wir machten nun einige Touren in der Gegend um La Serena. Thomas wollte immer mal bei DHL nachfragen, ob denn unser „Expresspaket“ in der Zwischenzeit eingetroffen war. Auf Thomas Tip hin, relaxten wir ein paar Tage, bei seinem Freund Walther auf dem Campingplatz in Guanaqueros direkt am Meer, fuhren dann weiter in den 100km entfernten Chinchilla Nationalpark und durch die Berge ins Valle de Elqui, ein großes Weinanbautal.
Doch dann passierte das allerschlimmste. Lars hatte sich bereits schon im August eine Verletzung der Augenhornhaut zugezogen, wir wußten dort nicht wie schlimm es ist, da es auch am nächsten Tag schon wieder ging, aber nun 3 Monate später kamen die Schmerzen wieder und das so stark, daß wir in eine Augenklinik gehen mußten. Wir konnten aber nicht sofort zum Arzt, wir waren 60 km von La Serena entfernt im Valle de Elqui, es war Feiertag und deshalb wäre nur eine notdürftige Kontrolle passiert. Wir waren mit Thomas verabredet, er wollte uns mit zu seinem Kumpel Siggi nehmen, ins hinterste Eck vom Tal. Er schlug vor, daß wir am nächsten Tag gemeinsam nach La Serena zurückfahren und er uns dann in die Augenklinik fährt. Lars mußte entscheiden, ob er es noch so lange aushielt. Die Schmerzen kamen Schubweise und so fuhren wir erst mal bis zu Siggi. Für uns total beeindruckend, wie er mit seiner Familie so weit abgeschieden im selbst entworfenen und gebauten Haus wohnt. Der Abend mit den Beiden war total lustig. Nur Lars konnte gar nicht so richtig lachen, die Schmerzen waren doch zu stark.
Zurück in der Stadt half uns Thomas sehr, er fuhr uns mehrmals zur Klinik und übersetzte beim Arzt die schwierigen Wörter. Der Arzt erklärte uns nun diese Verletzung der Augenhornhaut und das diese Wunde zwar verheilt, aber die Stelle nie wieder richtig stabil wird und immer wieder mal aufgehen kann, was jetzt gerade der Fall war. Lars war nun 3 Wochen in Behandlung und Kontrolle. Nach einer Woche machte der Arzt eine Micropunktur im Auge. Grad an diesem Tag hatten wir uns vormittags ein Hostal in der Nähe der Augenklinik gesucht, um hinlaufen zu können, wir waren noch auf dem Stadtcampingplatz, zwar am Meer gelegen, aber viel zu weit weg vom Arzt. Nach dem Arztbesuch wollten wir noch ins Hostal umziehen. Aber nun machte der Arzt kurzfristig diesen Eingriff, also wollten wir am nächsten Tag den Umzug machen. Mitten in der Nacht hatte Lars wieder so starke Schmerzen, das wir mit dem Taxi zum Notdienst in die Augenklinik fahren mußten. Er bekam sehr starke Schmerztropfen, die auch sofort wirkten.
Später im Hostal Casa Maria trafen wir wieder auf den schweizer Radfahrer, er hatte uns eingeholt in den ganzen Wochen und er war doch tatsächlich den 500km langen Paß San Francisco gefahren, mit mehreren Übernachtungen.