2020 Spanien/Portugal, Reiseberichte und Fotos

Spanien/Portugal im Januar/Februar 2020 -Teil 2 – Portugal – ein Winter am Meer

Wir haben Glück mit unserem ersten Übernachtungsplatz in Portugal. Kurz hinter der Grenze direkt am Rio Côa befindet sich ein kleiner hübsch aussehender Campingplatz. Dieser hat leider geschlossen, aber daneben ist noch ein Picknickplatz mit Badestelle. Perfekt. Wir sind gespannt und freuen uns auf das Land.

Bevor wir am Meer ankommen überqueren wir den höchsten Gebirgszug Portugals die Serra da Estrela, den westlichsten Teil des Iberischen Scheidegebirges. Auf einer sehr kurvigen Straße geht es hinauf bis auf 2000 m Höhe. Oben angekommen sehen wir genau genommen gar nichts, denn der Nebel wurde immer dichter. Wir sind ganz traurig darüber, von der im Reiseführer beschriebenen wunderschönen ursprünglichen Landschaft nichts zu sehen. Aber so ist das nun mal mit dem Wetter in den Bergen und so sagen wir uns, kommen wir eben irgendwann nochmal hierher.

Im unteren Bergland liegen verstreut Hirtendörfer, hier leben die Alten noch von der Schaf- und Ziegenzucht. Die Spezialität der „Queijo da Serra“, ein Gebirgskäse aus Schafsmilch, wird hier aufwendig per Hand hergestellt und hat einen scharfen, kräftigen Geschmack. In Sabugueiro (in 1050 m), welches eins der mit an den höchstgelegenen Dörfern von Portugal ist, probieren und kaufen wir den Käse. Einen schlechten Beigeschmack gibt es hier im Ort noch, in viel zu engen Käfigen werden Welpen von den Hunden aus der Serra da Estrela eingesperrt und den Touristen zum Verkauf angeboten. Nur 30 km weiter und 500 Höhenmeter tiefer finden wir im kleinen Örtchen Senhor das Almas am Stadtpark einen öffentlichen Wohnmobil Parkplatz. Wow, wir freuen uns sehr, es gibt Wasser, eine Ablassstation, Mülleimer und sogar der Strom wäre umsonst. In einem kleinen Häuschen gibt es einen Grill mit Kamin, Spülbecken und Toiletten. Wirklich sehr schön hergerichtet. Wir haben ca. 7 Grad und es regnet in Strömen, aber nun ist es wirklich nicht mehr weit bis zum Meer.

Genau 132 km weiter sind wir in Costa de Lavos. Der Wohnmobil Stellplatz befindet sich direkt am Sandstrand und Lars lässt sich natürlich nicht lange bitten und nimmt sein erstes Bad im Atlantik. Foppolo und Anthony kommen mit ihrem Stellplatznachbarhund Fuzzy ins Gespräch und so kommen auch wir mit den zugehörigen Besitzern ins Plaudern. Es sind Diana und Phillip. Sie leben seit 5 Jahren in ihrem Wohnmobil und darüber gibt es eine megaschöne und sehr eindrucksvolle Doku auf dem WDR. Diese 43 Minuten können wir wirklich sehr empfehlen, auch auf YouTube verfügbar. Hier der Link Neuanfang mit Mitte 40 | WDR Doku – YouTube Uuuund Phillip hat ein Buch geschrieben, mit dem Titel ist Peace, Shanti & Ahoi. Es ist sehr lesenswert, es ist kurzweilig und bringt einem zum Nachdenken über den Sinn und Unsinn und das nicht nur vom Leben. Gern könnt ihr es hier bestellen, auch als E-Book Peace, Shanti & Ahoi (bod.de)

Keine Stunde Fahrtzeit weiter Richtung Süden finden wir ein Platz am Praia das Pedras Negras, den wir komplett in uns aufsaugen. Wir sind ganz allein auf weiter Flur, hüpfend, rennend, tobend spielend machen wir die ersten Spuren dieses Tages im Sand und dann faulenzen wir einfach so am Meer.

Nach zwei Tagen zieht es uns schon wieder weiter, immer möglichst nah an der Küste entlang. Das Städtchen Ericeira liegt 40 km nordwestlich von Lissabon, hier befinden sich einige der besten Surfstrände Europas. Wir stoppen ca. 3 km nördlich der Stadt an einem Aussichtspunkt, zwischen den Klippen liegt das Praia de Ribeira d’Ilhas, 100 Meter über dem Meer schauen wir den Surfern zu. Es gibt hier zahlreiche Surfschulen und es kommt uns so vor als würden alle zusammen hier im Meer wimmeln. In der Stadt Ericeira halten wir nicht an, das ist uns schon zu viel Trubel. Kurz dahinter finden wir auf dem Parkplatz am Praia de São Julião einen ruhigen Platz.

Ein kleines Highlight möchten auch wir uns nicht entgehen lassen, tatsächlich am westlichsten Punkt des europäischen Kontinents gewesen zu sein. Das Cabo da Roca befindet sich in einer Höhe von 140 Metern über dem Meeresspiegel. Der Leuchtturm am Cabo da Roca ist auch der westlichste Leuchtturm auf dem europäischen Festland. Er wurde 1772 in Betrieb genommen. Das touristische Gewusel hält sich noch in Grenzen für uns, zu anderer Jahreszeit sieht es hier bestimmt recht voller aus. Und wie wir es von anderen Tourismuspunkten nicht anders kennen, schlägt die Aufmerksamkeit der asiatischen Touristen auf das eigentliche Highlight sofort um, wenn sie Foppolo und Anthony sehen. Grad noch vor der steinernen Säule und vorm Leuchtturm posiert, muss es jetzt unbedingt ein Foto zusammen mit den Hunden sein. Ich möchte natürlich auch noch ein Erinnerungsfoto und dann sind die Beiden vom Fotoshooting entlassen 😉

Wir fahren vom Cabo nur noch 12 km weiter und stellen uns zu anderen Womos auf dem Parkplatz vom Praia da Cresmina. Mittags noch im Sightseeing Trubel, haben wir den ganzen Nachmittag zum toben, spielen, baden und faulenzen am Strand. Am späten Nachmittag wird die erste Reihe des Parkplatzes auf einmal voll. Kein Platz mehr frei. Die Einheimischen haben sich aufgereiht zum Sonnenuntergang gucken. Bis dahin sind es noch ca. 2 Stunden, aber sie nutzen die Zeit zum Plaudern und vielleicht auch einfach nur zum Runterfahren vom Tag. Die Portugiesen wissen auf jeden Fall Bescheid, denn es wird ein wunderschöner Sonnenuntergang. Danach sind sie alle wieder weg. Am nächsten Morgen wandern wir durch die Dünenlandschaft, welche sich direkt auf der anderen Seite vom Parkplatz befindet. Um die Landschaft zu schützen wurden extra Holzstege angelegt. Nach dieser ausgiebigen Morgenrunde steigen wir ins Auto und weiter geht die Fahrt.

Wir streifen an Lissabon südwestlich vorbei und blicken schon von weitem auf ein imposantes Bauwerk, auf die Hängebrücke, die die Hauptstadt mit der Stadt Almada verbindet. Die Ponte 25 de Abril hat eine Länge von 2278 Meter und ist weltweit die drittlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr. Mit ausgebreiteten Armen wendet sich der Cristo Rei, die Christus-Statue der Ponte 25 de Abril und Lissabon zu. Sie steht am südlichen Ufer der Tejo-Mündung. Den Fluss, über den wir grad gefahren sind, der Tejo fließt in Ost-West-Richtung durch Spanien (da heißt er übrigens Tajo auf Spanisch) und Portugal und ist mit ca. 1007 km der längste Fluss auf der Iberischen Halbinsel. Hier mündet er schließlich in den Atlantik. Wir fahren heute gut 200 Kilometer und unser Stellplatz ist mal nicht mit Blick aufs Meer, sondern an einer Talsperre die Barragem de Morgavel. Hier ist es nicht weniger schön und so ist es, dass wir nicht die einzigen Camper sind. Unsere Nachbarn verbringen schon seit sehr vielen Jahren ihre Herbst/Winterzeit hier am Stausee. Am Meer, also besonders an der Algarve wurde es ihnen zu voll (was wir auch noch zu sehen bekommen werden) Uns reicht ein Pausentag, wir streifen am See hin und her und machen weiter nichts 😉

Wir sind zurück an der Küste und finden uns in einer wunderschönen ursprünglichen Naturlandschaft wieder. Der Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, auf Deutsch Naturpark Südwest-Alentejo und Costa Vicentina, erstreckt sich über eine Länge von 80 km und eine Fläche von 75.000 ha. Der lange Name erklärt sich so, da der Naturpark von der Atlantikküste um das Cabo herumreicht und ein Teil zur Algarve gehört. Wir sind sehr erstaunt und natürlich auch sehr erfreut über die hergerichteten Stellplatzmöglichkeiten. Noch im Regen kommen wir hier an, aber wie immer kommt auch irgendwann die Sonne wieder. Foppolo und Anthony lieben diese Plätze mit erhöhter Aussicht und könnten Stunden da liegen und beobachten.

Es sind keine 60 km mehr und wir sind am Cabo de São Vicente, an der Südwestspitze des europäischen Festlands. Die Schiffe halten hier, auf einem der weltweit meistbefahrenen Seewege, zum Kap einen großen Sicherheitsabstand. Wir waren im Jahre 2000 schon einmal hier auf unserer 4-wöchigen Spanientour auf dem Motorradgespann. Es war Mai und der Imbisswagen, an dem es die letzte Bratwurst vor Amerika gibt, hatte damals auch geöffnet, aber wir können uns nicht mehr dran erinnern, ob wir auch eine Bratwurst gegessen haben. Das ist doch ein Grund die alten Dias mal wieder hervorzuholen. Jetzt im Januar ist hier noch Winterpause und kein Imbisswagen da. Auf der Homepage von den Besitzern gibt es jede Menge zu lesen und Bilder zu schauen Bratwurst Kultstand Algarve – Letzte Bratwurst vor Amerika Nun sind wir in der südlichsten Region Portugals, an der wunderschönen Algarve, der Blick aufs Meer einfach traumhaft. Aber lange werden wir hier nicht verweilen, denn uns war schon klar, dass hier einiges los sein wird. Was wir zu sehen bekommen übersteigt dann nochmal das Gedachte. Überall wo es nur möglich/erlaubt/nicht erlaubt ist, stehen die Wohnmobile dicht an dicht. Nein, dort möchten wir uns nicht mit dazu stellen. Für die kommende Nacht finden wir noch einen kleinen Parkplatz, dort liegen schon große Steine am Rand, um die Flächen zu schützen, wo kein Parkplatz ist, so dass keiner mehr drauf fahren kann und das Stück wieder zu ergrünen beginnt. Wir können neben den Pkws der Fischer parken.

Soooo viele Störche, so ein großartiger, faszinierender Anblick. Sie nisten hier direkt an der Landstraße in einer riesigen Gruppe auf niedrigen Olivenbäumen. Wir bekommen ein sehr schön klingendes Klapperkonzert vorgeführt. Man könnte ihnen ewig zuhören und sie beobachten. Auf der Fahrt hier in den Süden haben wir schon sehr viele Störche in ihren Nestern gesehen, an den verrücktesten Stellen, zum Beispiel in mehreren Etagen in Hochspannungsmasten.

Drei Tage bleiben wir noch in Portugal. Einen schönen, ruhigen Stellplatz finden wir am Stausee Barragem do Arade und am letzten Tag in Portugal stellen wir uns für die Nacht auf einen Platz am Praia do Cabeço. Der Parkplatz ist megavoll mit Wohnmobilen, überall das gleiche Bild. Wir laufen zum Strand und Lars geht klaro nochmal baden im Atlantik. Aus Platzmangel stehen wir mit unserem kleinen Buschtaxi ein wenig abseits, was aber nicht richtig ist, wie uns die Polizei am nächsten Morgen freundlich mitteilt. Wir gehören eben nicht zu den eingefleischten Portugal-Überwinterern an der Algarve. Gut, dass uns ganz am Anfang Diana viele gute Stellplatztipps gegeben hatte. Diese waren für uns sehr nützlich. Am besten hat es uns in Mittelportugal gefallen. Im Norden waren wir ja nicht, für ihn werden wir auf jeden Fall nochmal wieder kommen irgendwann.

Uns zieht es jetzt zurück nach Spanien, wir wollen Andalusien erleben und in die Berge der Sierra Nevada.

Adeus Portugal !

Landkarte

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