2015 - 2016 Kanada/USA/Mexiko, Reiseberichte und Fotos, USA

Von der Ostküste 3000 Kilometer quer durchs Land hinein in den wilden Westen

9.8.15 Von New York fahren wir noch ein ganzes Stück südlich, unsere erste Etappe wieder allein, sind gleich mal 523 km, das ist eigentlich überhaupt nicht unser Ding, aber Lars wollte sehr gern zu seinem Geburtstag ein bisschen in den Bergen sein. Unser Ziel ist der Shenandoah National Park (im Bundesstaat Virginia), er liegt 120 km westlich von Washington D.C.
Der 169 km lange Skyline Drive durch den Park führt entlang des Höhenzugs der Blue Ridge Mountains (ein Teil der Appalachian). Unser Ankunftstag ist leider sehr neblig, so dass wir noch nicht viel Ausblick von der kurvenreichen Panoramastraße haben. Wir übernachten auf dem Big Meadow Campingplatz in 1.100 m Höhe, Lars freut sich an seinem Geburtstag über ein leckeres Eis am Nachmittag und am Abend über Lagerfeuer, Grillen, Rotwein… Was will man(n) mehr – einfach glücklich.
An den National Park schließt sich der Blue Ridge Parkway an, welcher 700 km noch weiter entlang der Appalachian Mountains Richtung Süden führt. Wir fahren davon noch 100 km und entscheiden uns nun scharf rechts abzubiegen Richtung Westen, es ist der 13.8. Jetzt heißt es mehrere Tage immer nur geradeaus und mehrere Tage links und rechts nur Mais- und Sojabohnenfelder. Mit guter Musik an Bord lässt es sich irgendwie ertragen.
Ein Highlight gibt es zwischendurch für uns, ein Besuch bei Susan, Kipp und ihren drei Bergamaskern und zwei Katzen. Wir freuen uns sehr sie kennenzulernen. Sie wohnen in Delphi im Bundesstaat Indiana. Eine Bergihündin, Fina, ist die Halbschwester von Foppolo, sie haben denselben Vater. Mit den zwei Rüden zusammen klappt es leider diesmal nicht so gut, die Beiden müssen wir trennen sonst gibt es einen Konkurrenzkampf. Foppolo findet eine von den Katzen besonders toll, er schnuppert, schleicht und rennt ihr hinterher als wären es die Chinchis wie zu Hause. Da sie ja mit Hunden zusammen lebt, ist es für sie kein Problem.
Wir bleiben zwei Tage (vom 18.-20.8.), Lars kann vor Kipps Werkstatt den anstehenden Ölwechsel nach ca.12000 km erledigen und dann geht die Fahrt weiter, immer geradeaus gen Westen und immer noch links und rechts Mais- und Sojabohnenfelder.
Von Indiana geht es nach Illionis, von Illionis nach Iowa, an deren beiden Bundesstaatengrenze fließt der Mississippi entlang. Wir überqueren ihn in Burlington über eine große Brücke und können von oben sehen, das ein Schaufelraddampfer angelegt hat. Eine gute Gelegenheit wieder einen von vielen kurzen Pausenstopps einzulegen.
Es folgt der Bundesstaat Nebraska und wir kommen schon leicht ins Westernfeeling, die Männer tragen jetzt Cowboyhüte und Cowboystiefel. An einem kleinen See, die Recreationsarea (Naherholungsgebiet) vom kleinen Örtchen Ravenna, gefühlt mitten in der Pampa liegend, haben wir mal wieder einen super Übernachtungsplatz. Ein paar Angler sitzen noch verteilt um den See und genießen wahrscheinlich wie wir, das bisschen Grün. Aber natürlich geht die Güterbahnstrecke genau an diesem schönen Fleckchen vorbei. Die Bahnstrecke begleitet uns auch schon seit mehreren Tagen. Zwei Loks ziehen mindestens 100 oder noch mehr Wagons beladen mit Kohle und hinten schiebt noch eine oder auch zwei Loks. In Ortschaften und unbeschrankten Bahnübergängen hupen die Loks derartig laut und lang, dass einem davon schwindlig wird. Nachts lässt es sich prima schlafen… gerade ist man im Tiefschlaf versunken, hupt auch schon der nächste Zug. Am Abend (es ist noch hell) kommen zwei Jungs zum See geradelt (in Cowboystiefeln), Joe und Alex, 13 und 14 Jahre alt, von Joe sitzen Oma und Tante auf der anderen Seite und angeln. Die Beiden fragen uns Löcher in den Bauch, woher, wohin, warum, begutachten den Jeep, den Foppolo, den Campingkocher… sie sind sehr höflich, nicht aufdringlich. Beim Verabschieden fragt uns Alex, ob wir gern Obst und Gemüse essen, seine Mutter hätte eine Farm. Später am Abend, es ist 22 Uhr, wir liegen schon eine Weile oben in unserer Koje, kommt ein Auto angefahren und hält neben uns. Ich sage zu Lars, jetzt kommt die Gemüselieferung, Lars denkt es ist die Polizei, nein, ich habe recht, Alex ruft uns und seine Mutti übergibt uns eine riesen Tüte gefüllt mit Tomaten, Gurken, Zucchini und Auberginen. Ich frage, was wir dafür für sie tun können, natürlich nichts, das ist ein Geschenk. Vielen Dank. Wir sind versorgt für die nächsten Tage mit sehr wohlschmeckendem Gartengemüse.
Wir fahren weiter durch Nebraska den Highway Nummer 2, den Sandhills Journey, er durchquert eines der abgelegensten Gebiete des Landes. Die einsamen Sandhills – 49 000 km² grasbedeckter Sanddünen. Noch in Nebraska übernachten wir im Box Butte Reservoir in 1220 m Höhe an einem schönen Stausee. Lars und Foppolo können endlich mal wieder baden gehen. Trotz der Höhe sind es tagsüber immer noch über 30 Grad.
Weiter geht die Fahrt hinein in den wilden Westen, wir sind im Bundesstaat South Dakota, hier wurden Sitting Bull (ca.1831-1890) und Crazy Horse (ca.1840-1877) geboren. Wir fahren durch den Wind Cave National Park, 114 km² geschütztes Grasland, Foppolo wird zum Indianer, er liebt es sich im wehenden Gras zu verstecken und Ausschau zu halten. Gleich im Anschluss liegt der Custer State Park (287 km²), hier leben eine der größten freilaufenden Bisonherden der Welt, ca.1500 Tiere. Es gibt einige Pisten durch den Park und erst denken wir, wir finden die Herde nicht, doch dann entdecken wir einen großen Teil von ihr an einem Hang. Was für ein gewaltiger Anblick. Wir zählen ca. 300 Tiere. Auf den Fotos kommt das gar nicht so rüber, wir stehen nur da und staunen.
Eine weitere atemberaubende Region auf unserem Weg durch South Dakota sind die Black Hills, der Name „schwarze Hügel“ kommt von den mit Ponderosa-Kiefern bewachsenen Hängen. Der größte Teil liegt innerhalb des 4856 km² Black Hills National Forest. Der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ behandelt einige Kapitel aus der Geschichte dieses Stück Landes was den Ureinwohnern zugesichert war und nach der Entdeckung des Goldes, sich nicht mehr an die Vereinbarung gehalten und die Sioux auf wertloses Land vertrieben wurden. Wir fahren schmale, kurvige Straßen mit vielen, kleinen Tunneln. In diesem Gebiet befindet sich auch das Denkmal Mount Rushmore und immer wieder sieht man am Berghang die 18 m hohen Granitköpfe durch die Tunnelröhren. Dann aus der Nähe betrachtet sind die Präsidentenköpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt ein eindrucksvoller Anblick. Erschaffen vom Bildhauer Gutzon Borglum und Arbeitern zwischen 1927 und 1941.
Wir verlassen die Black Hills und auch South Dakota und fahren nach Wyoming, der am dünnsten besiedelte Bundesstaat mit viel grandioser Natur. Direkt an der Grenze liegend, unser erster Stopp, das Devil`s Tower National Monument. Der fast senkrechte Monolith ragt 386 m in die Höhe, für die Indianer ist er ein Heiligtum. Vom Campingplatz aus haben wir einen herrlichen Blick, ein Gewitter zieht an uns vorbei und als die Sonne wieder rauskommt sieht die Landschaft nochmal so herrlich aus. Die kommende Nacht mit Vollmond gibt dem ganzen noch die Krönung, der Fels wird vom Vollmond derartig hell angestrahlt und über dem Fels das Sternbild vom großen Wagen. Wir sitzen am Lagerfeuer und können nur wieder sagen – einfach glücklich… Lars holt das Stativ und den Fotoapparat und probiert ein paar Nachtaufnahmen. Rumlaufen auf den Wanderwegen ist hier mit Hunden leider verboten, der Grund hier leben andere Hunde, die Prärie Dogs. Diese sind zwar sehr niedlich und putzig, können aber auch auf Mensch und Tier Krankheiten übertragen.
2.9.2015 Es ist so weit, nach 14800 km fahren wir auf einer Straße, die wir bereits 2008 mit dem Motorrad gefahren sind. Wir sind im ältesten Nationalpark Amerikas im Yellostone, der 8987 km² große Park wurde 1872 gegründet. Wieder bestaunen wir diese spektakuläre geothermale Landschaft, diesmal müssen wir aber getrennt zu den Geysiren und brodelnden Schlammlöchern, denn Hunde dürfen da nicht mit hin. Auf den Campingplätzen gibt es auch wieder die Bärenboxen, welche wir damals, mit dem Motorrad unterwegs, immer für unsere Vorräte und Kosmetik genutzt haben. Bären sehen wir im Park leider keine, aber die Büffel können wir ganz in Ruhe beobachten. Es sind so eindrucksvolle Tiere.
Ein paar Tage später beeindruckt uns noch ein anderes Tier mächtig. Es ist ein Bergamasker Hirtenhund 😉 Wir sind zu Besuch bei Mickie und ihren Hundis. Eine Woche (4.9.-11.9.) genießen wir Hundefamilienleben, denn ihre beiden Joplin und Marlay haben Welpen…
Wie und wohin unsere Fahrt zu viert weitergeht erfahrt ihr im nächsten Bericht. Nur so viel sei schon verraten, unser neues Familienmitglied heißt Anthony. Es bleibt spannend.
Ganz liebe Grüße Lars, Dagi, Foppolo und Anthony

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