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Von der Ankunft Holgers roter Tasche ohne Holger und 5 Nationalparks in 3 Wochen

Landkarte – Von der Ankunft Holgers roter Tasche ohne Holger und 5 Nationalparks in 3 Wochen

Als wir am 10.11. zu Rini und Rico am Ausgang vom Arches Nationalpark „Auf Wiedersehen“ sagen, haben wir noch 5 Tage Zeit bis Holger in Las Vegas für einen Besuch bei uns landet. Es sind noch ca. 900 km zu fahren und gleich am Anfang davon müssen wir durch eine Schneefront hindurch, aber von Tag zu Tag wird es wieder wärmer. Wir finden auch noch ein schönes freies Plätzchen wo Lars seinen zweiten Ölwechsel auf der Reise erledigen kann, denn es sind wieder 10.000 km gefahren seit dem ersten.
Pünktlich sind wir am 15.11. am Flughafen, haben aber wie schon bei Verenas abholen in New York, das Problem mit unserer Fahrzeughöhe und der Einfahrt zum Parkplatz, wir passen nicht durch. Kurz hinterm Terminal 1 sehen wir ein kleines Firmengelände mit Laderampen für LKWs und Parkplätzen, an denen natürlich Schilder stehen mit Parken für Fremde verboten. Ich frage einen Mitarbeiter, ob wir uns trotzdem kurz hinstellen dürfen, dass wir nur schnell einen Freund vom Flughafen abholen wollen. Kein Problem, klar können wir parken. Super. Mittlerweile ist es dunkel geworden und es ist noch fast eine Stunde Zeit bis zur Landung 17.55 Uhr. Lars nimmt das Walkie-Talkie, ich warte mit den Hundis im Auto. Eine halbe Stunde nach der Landung höre ich Lars seine Stimme im Walkie-Talkie, er sagt der Flieger ist gelandet, aber Holger ist nicht dabei gewesen. Was? Wie bitte? Hab ich mich verhört, wie er ist nicht dabei…und dann sagt er noch, eine rote Ortliebtasche hätte er auf dem Gepäckband gesehen und das war auch das letzte Gepäckstück was übrig blieb und wurde von einem Flughafenangestellten weggebracht. Diese Ortliebtaschen haben wir auch und sind doch ziemlich ein Zeichen für uns deutsche Travellers und auch sehr passend für Holger, dass er mit so einer Tasche kommen könnte. Das kann nur seine Tasche sein. Nur wo um Himmels willen ist er? Jetzt sind wir doch ganz schön aufgeregt, ich laufe mit den Hunden mit zum Eingang zum Terminal. Hier gibt es free wifi, aber wir haben keine Nachricht von ihm. (Hoffentlich wird jetzt in der Zwischenzeit nicht unser Auto abgeschleppt…) Jetzt wartet Lars draußen und ich geh rein zum Informationsschalter und schildere die Situation, er schickt mich zum Lost and Found Gepäckschalter von Delta Airlines, ich erzähle es nochmal, ich soll den Namen sagen von Holger, sie schaut im System, darf mir aber natürlich keine Angaben zu Personen machen und sagt nur ich solle mich ans Gepäckband Nummer 16 stellen und warten (Lars geht derweil mit den Hundis zum Auto zurück). Ich sehe an der Tafel da landet wieder ein Flieger aus Atlanta, genau eine Stunde später, eine Weile nach Landung 18.55 kommt ein total verpeilt aussehender Holger auf mich zu. Er hatte kein Direktflug und in Atlanta haben sie ihn bei der Personenkontrolle in einer Seelenruhe so durch die Mangel genommen, dass er seinen Anschlussflug verpasst hat. Seine rote Tasche aber nicht, die durfte schon weiterfliegen… Nun ist er gefühlte Tage unterwegs gewesen. Wir holen seine rote Tasche beim Lost and Found Schalter ab und laufen ziemlich happy und durch den Wind zum Auto.
Kurzes verschnaufen am Auto, alles verstaut, fahren wir noch nach außerhalb bis zu Las Vegas` Wasserreservoir, an den Lake Mead auf einen Campingplatz. Wir waren hier schon die Nacht vorher und wissen also in der Dunkelheit zum Glück wohin. Kochen wollen wir nicht mehr, es gibt kalte Küche, mit frischen Baguette, Salami, Käse und Salat. Uuund natürlich gibt es auch noch einen Begrüßungstrunk. Geschafft, müde und glücklich sinken wir in unsere Betten.
Den nächsten Morgen lassen wir erstmal ruhig angehen, frühstücken, studieren die Landkarte und planen grob die Strecke die wir gemeinsam fahren wollen.
Unser erstes Ziel soll der Death Valley Nationalpark sein. Wir packen alle unsere sieben Sachen zusammen und fahren an dem durch den Hoover Dam entstandenen See entlang. Kurz vorm Parkplatz des Dam gibt es einen Security Check, wir dürfen passieren und schon von weitem sieht Lars als erster den Iveco von Rini und Rico stehen. Juhuu, so schnell sehen wir uns wieder. Lars bleibt mit den Hundis am Auto, Holger und ich laufen hoch auf die Hoover-Umgehungsbrücke zur Aussicht und da kommen die Beiden uns entgegen. Wir waren ja schon vorbereitet, aber Rini und Rico haben ein freudiges Erschrecken. Sie warten unten bei Lars und freuen sich glaub ich, besonders die Hundis wiederzusehen 😉 Holger und ich schauen uns den 1936 fertiggestellten und 223m hohen Dam an und gesellen uns dann zur Parkplatzrunde. Wir verabschieden uns wieder mit dem Versprechen Kontakt zu halten und uns bestimmt wiederzusehen.
In Shoshone, kurz vorm Death Valley übernachten wir auf einem Campingplatz den wir von 2008 noch kennen. Es gibt einen super Aufenthaltsraum mit einer kleinen Küchenecke, das ist gar nicht üblich, aber wir freuen uns natürlich und breiten uns gemütlich aus, denn draußen geht das Thermometer wieder auf 0 zu. Im Tal des Todes verbringen wir 3 Tage, wir sind total beeindruckt von dieser bizarren Landschaft, wir befinden uns auf dem Boden eines ausgetrockneten Salzsees, dessen tiefster Punkt 84 m unter Meeresspiegel liegt. Lars und ich können die Landschaft ganz anders aufnehmen, als 2008 im Mai bei unserer Durchfahrt bei 53 Grad in Motorradsachen. Wir haben jetzt angenehme 25 Grad. Vom Dantes View Point haben wir in 1700 m Höhe unseren ersten gewaltigen Blick auf das Bad Water Basin und genau richtig zum Sonnenuntergang kommen wir am Zabriskie Point an, dann geht’s in Furnace Creek auf den Campingplatz. Den nächsten Tag verbringen wir komplett mit bestaunen und fotografieren dieser sagenhaften Landschaft. Die Hundis dürfen zwar am Bad Water Basin nicht mit laufen, aber vom Rand hat Lars auch einen super Blick und wartet auf Holger und mich.

Wir fahren noch den farbenprächtigen Artist Drive in einem herrlichen Spätnachmittagslicht und schon ist der Tag wieder rum. Der nächste Campingplatz im Nationalpark ist in Stovepipe Wells, als wir ankommen ist es bereits dunkel. Morgen ist auch noch ein Tag und so schauen wir uns die dort befindigen 30 m hohen Sanddünen, nach einem leckeren Pancake Frühstück am nächsten Morgen an. Weit und breit ist kein Rancher zu sehen und so lassen wir Foppolo und Anthony im Sand rumtoben.

Nach einem Abstecher durch den Wilderose Canyon, der tatsächlich ziemlich wild ist, da die Schotterpiste megaschlecht ist und einem Picknick kommen wir zu unserem letzten Aussichtspunkt im Death Valley, dem Father Crowley Vista Point und den werden wir wohl nie vergessen, wir blicken in den Rainbow Canyon und können gar nicht so schnell denken und es fassen wie sie an uns vorbeirauschen…Drei Tiefflieger von der Army (später werden wir aufgeklärt F 15 waren das), mit einem Höllenlärm, direkt vor unserer Nase, mehrmals durch den schmalen Canyon und über unsere Köpfe, so nah, es ist unfassbar. Im Nationalpark…

Wir fahren bis zum kleinen Örtchen Lone Pine und übernachten an einem See. Hinter der Stadt befinden sich die Alabama Hills, diese Hügel dienten zahlreichen Western als Kulisse, dazu gibt es ein Filmmuseum, welches wir uns nicht entgehen lassen. Die Temperaturen sind angenehm, so dass die Hundis auf uns im Auto warten können und wir zu dritt in die Filmwelt eintauchen können. Danach gibt’s zur Stärkung einen fetten Burger, sehr lecker.

Unser weiterer Plan ist eigentlich die Sierra Nevada von Ost nach West zu überqueren, da auf der anderen Seite der Yosemite Nationalpark auf uns wartet, aber alle möglichen Pässe (3000m hoch) sind bereits wegen zu viel Schnee geschlossen. Das heißt für uns über Norden einen mega Umweg zu fahren. Eine schöne Wildstelle zum Übernachten finden wir am Mono Lake, vor grandioser Kulisse der Sierra Nevada Gipfel haben wir einen super Blick auf den mit 150km² Ausdehnung weltgrößten Kratersee. Am Morgen ist Holgers Zelt schön mit Raureif überzogen, es war mal wieder ganz schön kalt in der Nacht und bis die Sonne rauskommt ist es auch noch kalt und so gibt es Energie zum Frühstück in Form von lecker gebratenen Speck (den sich ja eigentlich nur Holger verdient hat).
Wir machen einen Abstecher von der Hauptstraße ins karge Hinterland zur Ghost Town Bodie, die Geisterstadt entstand aus einem Goldrausch in den 70er-Jahren des 19.Jahrhunderts, über 10.000 Menschen lebten hier, wurde aber in den 1930er-Jahren ganz verlassen. Durch die geringe Luftfeuchte blieben viele Gebäude und Gerätschaften relativ gut erhalten. Ich finde dieses „Museum“ ziemlich gruselig.

Der Yosemite Nationalpark ist über 3000 km² groß und ein immer sehr gut besuchtes Ausflugsziel. Im Sommer eigentlich unmöglich auf einen der drei Campingplätze einen Stellplatz zu bekommen (2008 durften wir bei Amis mit auf deren Platz) und jetzt im Winter hat nur ein Campingplatz (1.228m hoch) geöffnet und der ist auch schon megavoll als wir nachmittags ankommen. Es gibt aber zum Glück noch einen Platz für uns. Bei unserer Ankunft gibt es noch blauen Himmel über den schroffen Felswänden des Granitmassiv El Capitan , dann wird das Wetter leider sehr trüb und nasskalt, aber wir lassen uns dadurch den Blick auf den Halfdome nicht verderben.

Unser nächstes Etappenziel ist der Sequoia Kings Canyon Nationalpark, auf dem Weg dorthin fahren wir an Orangenplantagen vorbei, die Bäume hängen voller Früchte, ja sind wir denn im Sommer… an einem kleinen Stand kaufen wir beim netten Mexikaner Avocados…doch das Sommergefühl verlässt uns auch schon gleich wieder, denn wir fahren bis auf 2000m Höhe und dort ist tiefster Winter. Im Nationalpark gehen wir auf den Campingplatz und entscheiden bei 15 cm Schnee, dass Holger mit im Auto schläft. Lars und er oben und ich liege unten bei Foppolo und Anthony. Die Standheizung läuft, innen ist es kuschelig warm, draußen sind in der Nacht minus 7 Grad. Der nächste Morgen bringt uns einen prächtigen blauen Himmel und wir laufen einen Rundweg durch die gigantischen Sequoias. Den gewaltigsten aller Mammutbäume, den General Sherman Tree, sehen wir leider nicht, da die Straße dorthin gesperrt ist, sein Bodendurchmesser beträgt 12 m, seine Höhe 83 m und sein Alter schätzt man auf 2500 Jahre. Wir sind aber schon vom General Grant Tree total überwältigt, denn der zählt als die Nummer 3 unter den größten Mammutbäumen.

Da die Durchfahrtsstraße von Kings und Sequoia gesperrt ist müssen wir außen rum fahren, das heißt wieder runter und raus aus dem Schnee und da sind sie wieder die Orangenplantagen. Wieder gehen wir auf einen von uns bekannten Campingplatz. Der Besitzer sagt beim ein checken, wir sollen Obacht geben, es gäbe viele Bären jetzt hier unten. Okay. Wir parken ein, Holger fängt an sein Zelt aufzuschlagen und die Hundis laufen ohne Leine bissl über den Campingplatz. Ich schaue den Beiden hinterher, Foppolo steht an einem hohen Strauch und dahinter sehe ich einen BÄREN. Ach du liebe Güte. Ich schreie laut EIN BÄR! und FOPPOLO KOMM HER! Lars sammelt sofort die Hunde ein und Holger denkt schon an seine kommende Nacht im Zelt. Der Bär lässt sich indes von uns nicht stören, strolcht umher, klettert auf einen Baum und macht erstmal ein Nickerchen. Die Leute erklären uns, durch die vielen, langen Brände im Sommer suchen die Bären hier unten im Tal noch nach Nahrung.

Holger hat doch ganz gut geschlafen (wir auch) und wollen jetzt nochmal von der anderen Seite rein in den Sequoia NP, es ist Freitag nach Thanksgiving (ein staatlicher Feiertag und wichtiges Familienfest), das Wetter ist herrlich und wir stoßen auf eine superlange Autoschlange zum NP Eingang. Ein Brückentag ist dieser Blackfriday, im Einzelhandel ist an diesem Tag die Hölle los, denn da gibt es super Angebote schon für Weihnachtsgeschenke und alle die nicht shoppen sind, stehen hier an. Nein, das wollen wir uns nicht antun, wir entscheiden uns zur Wendung und schlagen unseren Weg ein Richtung Joshua Tree Nationalpark.

Der wüstenartige Park ist ca.2300 km² groß und ist übersät mit den baumartigen Joshua Trees (Yucca)in einer wunderlich aussehenden Felslandschaft. Die Campingplätze sind herrlich mit in diese Landschaft eingebettet. Wir haben unsere Vorräte aufgefüllt und vor allem Wasser, denn das gibt es hier nicht, nur ein Plumsklo. Wir wollen zwei Nächte bleiben und schlagen unser Lager auf dem Jumbo Rocks Campground auf. Am nächsten Tag unternehmen wir eine Fahrt durch den Park, auch eine Schotterpiste ist dabei, wir halten oft an für Fotos und Pausen und ein bisschen herumlaufen. Vom Campingplatz geht ein kleiner Wanderweg ab, den laufen Lars und Holger am Abend allein (Hunde nicht auf Wanderwege) um noch ein paar schöne Fotos mit untergehender Sonne zu machen. Bei der Rausfahrt aus dem Park halten wir am Cholla Cactus Garden und bei den Lost Palms, einer kleinen Oase, wo sogar Laubbäume stehen.

Die vorletzte Nacht, vor Holgers Heimflug, verbringen wir im Valley of Fire, 55 mi von Las Vegas entfernt. Das frühe und späte Sonnenlicht lässt die Steine rot leuchten. Ein superschönes Plätzchen für ein Abschiedsgrillerchen.

Für die letzte Nacht hat Holger in Las Vegas ein Zimmer im Tropicana, er kann es aber erst glauben, dass er wirklich direkt am Strip in einem Hotel ist, als er eingecheckt hat. Sein Flieger geht schon früh am Morgen und er hat das Zimmer für 35 Dollar zum Flug dazu gebucht bekommen. Wir laufen noch ein Stück gemeinsam den Strip entlang und da kommen uns Betty und Beat (www.reisefriedli.ch) entgegen. Die Schweizer haben wir in Natural Bridge kennengelernt, als wir mit Dagi und Manni zusammen waren. Wir halten einen kleinen Plausch an der Straßenecke, sie wollen am Abend noch zu einem Rodeo. Dann ist es soweit, wir stehen vorm Hotel und verabschieden uns von Holger, sooo schnell waren die 3 Wochen um. Wir hatten viel Spaß und haben eine Menge zusammen erlebt. Vielen Dank für Deinen Besuch!

Jetzt geht’s weiter Richtung Wärme… Mexiko…geradewegs bis zur Yucatan Halbinsel, denn dorthin kommt schon bald der nächste Besuch.
Ganz liebe Grüße von uns Vieren
Lars, Dagmar, Foppolo und Anthony

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