Landkarte – Westtexas, New Mexico und mittendrin ein kleines bisschen Heimat
Eigentlich treffen wir schon gleich am Anfang unserer Wiederkehr in die USA, im Westen von Texas auf ein kleines bisschen Heimat, es sind Katrin, Robert und ihre Hündin Quanna, Freunde von zu Hause. Sie starteten Mitte Januar in Baltimor mit ihrem Allrad-VW-LT Klausi auf Weltreise. Im Land der unendlichen Weiten und in dem entsprechend 3000 km² großen Big Bend Nationalpark warten sie schon auf uns im Hinterland, im Backcountry. Robert hat für uns mit vororganisiert, denn für die Übernachtungsplätze im Hinterland des Parks ist ein Permit erforderlich, vom 29.2.-6.3. sind wir registriert. Wasser und Vorräte sind gut aufgefüllt, die nächsten Tage und Nächte werden wir dieses Gebirgsareal (Chisos und Santiago Mountains) gemeinsam erkunden, erfahren, erleben und bestaunen. Wir befinden uns immer noch direkt an der Grenze zu Mexiko, es trennt uns nur der Grenzfluss Rio Grande, der am Park entlang einen großen Bogen (= Big Bend) macht und an welchem wir gleich die ersten zwei Nächte verbringen. Nur ein ganz kleines bisschen hinterfragen wir die Grenzkontrolle und wie weit darf man schwimmen im Rio Grande, an welcher Welle beginnt Mexiko und gibt es hier eigentlich Krokodile? Nichtsdestotrotz erfreuen sich alle Zwei- (nein, ich nicht) und Vierbeiner des kühlen Nasses bei dieser staubigen Hitze. Am Tag befahren wir Offroad Pisten vom feinsten durch die Chihuahua Wüste, des Nachts bewundern wir deren Millionen Sternenhimmel, wir stehen im tiefsten Dunkel, kein störendes Licht der Zivilisation weit und breit. Die Übernachtungsplätze befinden zwischen 600 und 1000 m Höhe, die Nächte angenehm kühl zum schlafen, sind die Tage sehr heiß, bis auf 40 Grad klettert unser Thermometer, da kommt ein Stopp am sich entlang schlängelten Rio Grande immer sehr gelegen. Am Santa Elena Canyon springt unser bis dahin wasserscheuer Anthony zum ersten Mal ohne locken und gut zu reden von selbst durchs Wasser, Lars und Foppolo stehen auf der anderen Seite vom Fluss, der an dieser Stelle grad sehr flach ist, da muss er natürlich mit hin. Ein großes Jauchzen geht durch die Menge. Für die Kaktusblüte in der Wüste sind wir leider noch zu zeitig im Jahr, aber die Tiere können wir sehen (zum Beispiel die kleine Känguru- Ratte saust um unsere schlafenden Hundis herum) und hören (die Kojoten in der Nacht).
Mit unzähligen Prisen Staub in unseren Autos und an uns selbst verlassen wir den Big Bend Nationalpark um eigentlich nur kurze Zeit später in die nächste Wüste einzutauchen, im 1121,5 km² großen Big Bend Ranch State Park. Auf der Strecke dahin gibt es für uns noch einen historischen Stopp in Terlingua Ghost Town. Einst eine Hochburg des Bergbaus, ihre Boomzeit war Ende des 19.und Anfang des 20. Jhs., vertrocknete die Stadt als in den 1940er Jahren die alten Minen geschlossen wurden, alles zerfiel zu Ruinen. Katrin und ich besuchen den Friedhof der Stadt, hier läuft uns schon ein kleiner Schauer über den Rücken, aber ganz so ausgestorben ist Terlingua dann doch nicht. Das alte Kino wurde zum Restaurant umgebaut und nebenan im Laden gibt es Unmengen an tollen Souvenirs, auch ein rotes Tuch für Quanna (Mädchen bekommen ja immer mal was Schickes zum Anziehen) und ein grünes Tuch für Foppolo (er hat heute am 6.3. seinen 4. Geburtstag). Auf der Veranda davor musizieren die Einheimischen, ein herrlicher Anblick. Mit Countrymusik im Ohr verlassen wir die Ghost Town, fahren weiter und füllen am Eingang zum State Park unsere Wasservorräte auf.
Auch hier müssen wir uns anmelden für die Campingplätze, zwei Nächte wollen wir bleiben, aber diesmal nicht im Hinterland, wir bleiben an der Hauptstrecke. Und diese Strecke gibt sich uns als Berg-und Talfahrt, Klausi von den Trailsurfers und unser Buschtaxi haben mächtig zu kämpfen, aber natürlich schaffen wir es mit vereinten Kräften auf den ersten Campingplatz. Dieser hat wieder Zugang zum Rio Grande der gleich genutzt wird von Quanna, Foppolo und Lars. Für Anthony geht es zu steil rein, dafür reicht sein neu gewonnener Mut für Wasser noch nicht. Der nächste Tag ist ein Geburtstag, der von Katrin, zum Frühstück gibt es lecker Kuchen. Da sind wir doch ganz gut gestärkt für einen kleinen Spaziergang durch den Closed Canyon auf dem Weg zum nächsten Campingplatz. Zwischen steilen Felswänden verläuft der Weg, es wird immer enger und wir müssen Steine hoch und runterklettern, an einigen Stellen kommen die Hunde nicht allein vorwärts. Sie werden von Lars und Robert über diese Hürden geschultert. Am Abend sitzen wir gemütlich mit einem Gläschen Wein am Lagerfeuer, bis uns der immer stärker werdende Wind in die Betten verjagt.
Unsere Fahrt geht weiter Richtung New Mexico, die Grenze zwischen Texas und New Mexico passieren wir im Guadalupe Mountains National Park. Wandern können wie hier wegen Hundeverbot auf den Trails leider nicht. Einen Stopp machen wir beim Carlsbad Caverns National Park, in den Höhlen sind Hunde natürlich auch nicht erlaubt. Wir laufen dafür mit unseren Vierbeinern einen Miniwanderweg zu Tage und machen Pause auf der Zuschauertribüne mit Blick auf die Bat Cave (Fledermaushöhle), die Fledermäuse leben 50 m tief unter dem Eingang, eine Kolonie von 300 000 Tieren, bei Sonnenuntergang steigen Sie auf und kommen im Morgengrauen zurück. Die tiefsten Höhlenräume liegen 250 m unter der Erde. Als Ausgleich für einen Nichthöhlenbesuch gibt’s für uns noch eine Offroad Strecke durch den Park. Sie ist One Way, ohne Gegenverkehr und lässt sich durch die tolle Landschaft super fahren.
12.3.2016, jetzt sind wir mittendrin in einem kleinen Stückchen Heimat, zu Besuch bei Dresdnern – Diana, Jan und ihren Kids Jasmin und Jason. Ihre Einladung sie zu Hause in Alamogordo zu besuchen ist ein halbes Jahr her, kennengelernt hatten wir sie am 15.9.2015 im Dinosaur National Monument (Colorado) auf dem Campingplatz, als sie auch grad auf einer acht wöchigen Urlaubstour waren. Sie leben schon seit 3 Jahren hier, Jan arbeitet bei der Bundeswehr und ist auf der Holloman Airforce Base stationiert. Katrin, Robert und Quanna dürfen auch mit zu ihnen kommen und einen kurzen heimatlichen Stopp im Westen von Amerika genießen. Unsere Autos stehen vor ihrem Haus, die Hundis können hinter dem Haus im Garten nach Herzenslust rumtoben (Anthony tobt leider auch durchs Gemüsebeet, Diana ist zum Glück nicht böse auf ihn) und wir sind total beeindruckt und überwältigt über die wahnsinnig herzliche und offene Gastfreundschaft von den Beiden. Sie sagen wir können so lange bleiben wie wir wollen und tun und lassen was wir wollen … los geht’s … die nächsten Tage verbringen wir mit Service- und Reparaturarbeiten an unseren Autos, an unserer Wäsche, an unseren Homepages, an uns selbst … Wir kochen zusammen (Diana hat sogar die Küchenschränke beschriftet, dass wir alles gut finden) und essen alle gemeinsam in Familie an einem großen Tisch. Diana unternimmt mit uns eine schöne Wanderung in der Gegend, Jasmin geht mit unseren Hundis mit auf Gassirunden und Jan nimmt uns an einem Abend mit zu sich auf Arbeit auf die Holloman Airforce Base. Wohl eine einmalige Gelegenheit sich einen Kampfjet F 15 mal aus der Nähe anzuschauen, sind sie doch schon im Death Valley National Park vor unserer Nase durch den Canyon geflogen. Jan ist für die Kontrolle und Abnahme der Flugzeuge der Bundeswehr verantwortlich. Und es gibt noch mehr Heimat für uns, einen deutschen Laden auf der Base, nach fast einem Jahr auf Reisen sind Produkte aus Deutschland mal eine willkommene Abwechslung im Vorrat. Leberwurst im Glas, Brathering, Sauerkraut, Pflaumenmus, Weizenbier uuund ein lecker Eierlikör ist für mich mit dabei, ist ja schließlich Ostern.
Ein windstiller Tag ist eine gute Voraussetzung das aus dem riesigen White Sands Raketenversuchsgelände herausgeschnittene White Sands National Monument zu besuchen. Ein 710 km² großes schneeweißes Dünengebiet, es sind Sandkristalle entstanden aus Gipsablagerungen aus dem Lake Lucero am südwestlichen Rand, sie sorgen für ständige Neubildungen. Die bis zu 15 m hohen Hügel, die durch den Wind (manchmal auch mächtiger Sturm, der den Sand bis über Alamogordo bläst, was bei unserer Ankunft der Fall war) ihre Formen ändern, wandern gen nordwestliche Richtung. Auch wir ändern die Formen der Gipsdünen, denn die Hundis haben einen Heidenspaß sich durch den Sand zu wälzen. Wir stampfen herrlich barfuß durch den Sand, der Muskelkater meldet sich sogleich am nächsten Tag in den Waden. Den Saubermachservice in den Autos können wir direkt wiederholen. Aber egal, wir hatten unseren Spaß.
Die Woche vergeht wie im Fluge und es naht der Abschied von Katrin, Robert und Quanna, sie wollen schon mal weiter. Es ist Samstag der 19.3., 3 Wochen waren wir zusammen unterwegs, eine wirklich erlebnisreiche und trotzdem entspannte Zeit. Und unsere Vierbeiner hatten glaub ich, so wie wir, auch ihren Spaß.
Ihre besondere Geschichte beim Besuch in Alamogordo, warum es auch für sie plötzlich ganz heimatlich ums Herz wurde, ein wundersamer, glücklicher Zufall des Lebens und wie ihre Reise weitergeht könnt ihr unter www.trailsurfers.net lesen.
Wir bleiben drei Tage länger, für weitere Servicearbeiten und Tierarztbesuch mit Impfungen für Foppolo und Anthony, Lars entfaltet sich nochmal in der Küche und kocht für alle. Dann packen auch wir unsere sieben Sachen zusammen, verabschieden uns und sagen Diana und Jan von ganzem Herzen Danke für Ihre Gastfreundschaft, wir sehen uns ganz bestimmt in Dresden wieder.
Gen Westen in New Mexico setzen wir unsere Fahrt fort, die erste Pause gibt es schon nach 25 km, wir stoppen bei den White Sands und lassen Foppolo und Anthony nochmal durch die Dünen toben. Wie es danach weiter geht, dann im nächsten Bericht. Wir müssen erstmal wieder in die Gänge kommen nach so einer langen Fahrpause 😉
Ganz liebe Grüße von uns Vieren
Lars, Dagmar, Foppolo und Anthony